Samstag, 3. Oktober 2015

#9 Bungyjump Kawarau Bridge Queenstown



#8 A lot has happened...


Auch mein zweiter Monat hier in Nelson und mein erster Schulterm sind nun schon vorbei und mit ihm zahlreiche neue Erfahrungen und einiges, was ich dazugelernt habe. Zum Beispiel, dass man in Neuseeland unter Skigebiet etwas anderes versteht als in Deutschland bzw. Europa – Mein Tagestrip zur Rainbow Ski Area wurde ein bisschen enttäuschend als ich feststellte, dass es dort genau zwei Ankerlifte und nur eine wirkliche Piste gibt… Aber das ist Neuseeland und der Fakt, dass man mit dem Bus durch Flüsse fahren muss um das Skigebiet zu erreichen und dass die ganzen Kühe ziemlich verwirrt schauen, macht auch ein kleines Skigebiet gleich interessanter. Außerdem kann ich jetzt immer erzählen, dass ich im August Skifahren war – wer kann das schon?
Auch gelernt habe ich, dass es in Neuseeland fast so viele Grüntöne wie Schafe gibt. Es ist faszinierend, wie natürlich alles aussieht und kein Hügel dem anderen gleicht, wie grün alles einfach ist. Es ist fast als wären alle Farben hier ein klein wenig intensiver, das Leben ein bisschen bunter. Denn hier hat selbst der Winter sommerliche Tage und schon jetzt im Frühling sind es teilweise 20°C, die sich viel wärmer anfühlen, weil die Sonne so stark ist. Was allerdings anders ist, ist dass die meisten Blumen auch im Winter blühen, weshalb man den Frühling nicht so stark erkennen kann wie in Deutschland, wo es sich so anfühlt, als würde alles wieder zum Leben erwachen.
Die wohl größte Erkenntnis und Hilfe zur Selbstfindung aber war ziemlich wahrscheinlich mein Outdoor Education Camp im Kahurangi National Park. Nachdem das erste Camp wegen zu schlechten Wetterverhältnissen verschoben werden musste, haben wir vom 8. bis zum 10. September dann einen erneuten Versuch gestartet und das Warten hat sich mehr als gelohnt. Wir hatten 2 Tage Sonnenschein und leichten Regen am letzten Tag, aber eine eiskalte erste Nacht. Viele fragen sich jetzt vielleicht, was genau ich da gemacht habe – gewandert und draußen geschlafen, ohne Elektrizität und Zeit gelebt. Am ersten Tag sind wir etwa 3 Stunden zu unserer Hütte hoch gelaufen und haben dann unsere Shelter gebaut, inmitten von Schnee. Später abends, es kann 8 oder 11 gewesen sein, sind wir im Dunkeln nur mit Kopflampen zu einem See gelaufen und haben uns dort ins Gras bzw. in den Schnee gelegt und in den Sternenhimmel geschaut, der einfach faszinierend ist. Es sind sehr viel mehr Sterne und Sternschnuppen zu sehen und wir konnten sogar das Kreuz des Südens, was auf der noch aktuellen Flagge Neuseelands abgebildet ist und die Milchstraße sehen.
Für eine schlaflose und viel zu kalte Nacht wurden wir dann am nächsten Morgen mit dem schönsten Sonnenaufgang, den ich je gesehen habe, belohnt. Für den Tagestrip mussten wir glücklicherweise nicht alles mitnehmen, was das wandern um einiges leichter gemacht hat. Die Herausforderung bestand darin, dass wir off-track gewandert sind und unseren Weg mitten durch die Landschaft selbst finden mussten. Das war vermutlich eine der besten Erfahrungen bisher, weil man sich so besonders gefühlt hat, als wäre man der erste Mensch, der diesen Weg geht und vielleicht ist das sogar möglich… Wir sind einen Berg ohne Namen mit Ice hacks hoch geklettert und hatten von dort oben einen Blick über Middle Earth, weil es einfach exakt so aussieht wie in Herr der Ringe, nur noch viel besser. Es ist eine faszinierende Mischung aus Gestein, Pflanzen, Schnee und Seen, die es so vermutlich nirgendwo anders gibt.
Nach einer Nacht im halbwegs Warmen in der Hütte sind wir am nächsten Tag in leichtem Regen nur zurück zu den Vans gelaufen. Bei einem Stopp an einer Wasserfallquelle scherzte meine Lehrerin jedoch damit, wer reinspringen würde (6°C Wassertemperatur) und so haben es einige wirklich getan, ich miteingeschlossen. Es ist einfach nicht in Worte zu fassen, wie es sich anfühlt. Man spürt das Wasser aus dem Berg kommen und taucht schnell wieder auf, während die Kälte einem den Atem raubt und einfach nur wehtut und trotzdem fühlt man sich mehr als nur fantastisch. Ich hätte nie von mir gedacht, dass ich so etwas einmal machen würde und habe es nicht geglaubt, bis ich auch wirklich abgesprungen bin – aber dann war ich einfach nur stolz und fühle mich jetzt so, als könnte ich alles schaffen, wenn ich es nur wirklich will. Und das Gefühl ist unglaublich, ich vertraue mir jetzt mehr, als ich es je für möglich gehalten habe.
Was ich noch über mich gelernt habe ist, dass ich mein Handy doch nicht wirklich brauche und auch eine wundervolle Zeit ohne es verbringen kann; zuvor habe ich das ehrlich gesagt nicht für möglich gehalten. Auch eine Uhr war überflüssig in diesen drei Tagen, Zeit spielte keine Rolle. Man ist aufgestanden, wenn es hell wurde, hat gegessen wenn man hungrig war und geschlafen, wenn man müde wurde. Ich habe mehr in der Gegenwart gelebt als je zuvor, nichts außerhalb meiner Gruppe und unserer Umgebung spielte eine Rolle, nicht was zuhause passiert und auch nicht die Zeit. Wir waren frei auf eine Art und Weise, die schwer nachzuvollziehen ist, wenn man es nicht selbst einmal erlebt hat, aber ich kann jedem nur dazu raten. Ich habe in diesen nur drei Tagen unglaublich viel über mich gelernt und dafür hätte ich nicht einmal zwingend in Neuseeland sein müssen – die Chance ist da, überall und jederzeit, aber das muss man erst einmal begreifen.